Die Heilige Sutra von Seicho-Io-Ne
Die erste Sutra
Von der beseligenden Fuelle der Heiligen Wahrheiten
GOTT
Eines Tages erschien ein Engel in der Heimstatt des Lebens und der Liebe und kuendete:
Gott, der Schoepfer des Universums, ist jenseits der fuenf Lebenssinne und gleichermassen jenseits der Sinne der Seele. Heilig, vollkommen, unendlich, ist Er der Geist, der die Welten durchwaltet, das Leben, das den Kosmos erfuellt, das Gesetz, das das All-Reich regiert.
Wahrheit, Licht, Weisheit und allumfassende Liebe: dies sind die Kennzeichen kosmischen Lebens, des Goettlich-Absoluten jenseits alles Relativen. Wo immer Gott sich aeussert, offenbart er sich als Guete, Gerechtigkeit und Liebe; die innere Harmonie tritt hervor, jedes Wesen nimmt seinen Platz ein und keines wendet sich gegen die anderen, keines leidet Mangel, Krankheit und Not.
Gott, fuerwahr, ist alles in allen: Er ist im Einzelnen wie im Ganzen. Kein Sein, das ohne ihn bestuende: alle Wesen haelt er in seiner Hand. Was immer besteht hat seinen Ursprung in ihm.
Als Gott die Welt schuf, rief er sie aus dem Nichtsein ins Dasein. Ohne Mittel und Werkzeug, ohne ein Atom Materie liess sein Werde-Wille die Dinge entstehen. Aus dem goettlichen Geist, dem Quell allen Seins, gingen sie hervor. Der goettliche Geist ist die Wirklichkeit, aus der der Kosmos ins Dasein trat. In der Schoepfung offenbarte sich Seine Allmacht und Allgegenwart.
Wenn der Geist der Gottheit sich im schoepferischen Wort und durch dasselbe offenbart, entfaltet sich das sichtbare Universum und alle Wesen treten ins Dasein: Alle Dinge offenbaren sich als Gedanken Gottes, alle Wesen als Gestaltwerdungen des schoepferischen Worts. Sie sind allzumal Geist und goettlichen Wesens, nicht stoffgeboren und vergaenglich. Der Stoff ist nur Spiegelbild des Gemuets; ihn fuer die Wirklichkeit zu halten, ist Nichterkenntnis und Selbstbetrug. Darum habt acht und seid wachsam!
Die Wirklichkeit ist ihrem Wesen nach ewig und kennt weder Wandel noch Vergehen; aller Trug aber ist fluechtig und bestandlos und entwschwindet gar bald. Die Wirklichkeit bedeutet Freiheit und Freisein von Leid; Stofftrug ist Hemmung und Fessel und aller Leiden Quell. Die Wirklichkeit ist Wahrheit: Trug ist Traum und Taeuschung. Die Wirklichkeit ist jenseits der Sinne des Leibes und der Seele und jenseits von allem, was sie wahrnehmen.
GEIST
Alle Wahrnehmungen der Sinne des Leibes wie der Seele sind Widerspiegelungen Deines Denkens und Glaubens, und selbst wenn Du mit den Seelen-Sinnen einen Geist gewahrst, ist es nur eine Gedankenform des wirklichen Menschen, nicht der goettliche Geist selbst. Was immer Dir Deine Sinne zeigen, ist durch Dein Glauben und Meinen geformt und gefaerbt; Nicht ist es die zugrundeliegende Wirklichkeit.
Da begegnen Dir - jenseits wie diesseits - Geistwesen in mannigfacher Scheingestalt; die einen, gequaelt von Gebrechen und Leiden, andere gejagt von Sorgen und selbstgeschaffenen Seelenaengsten. Da sind Geister, die ueber ihren kranken Magen klagen und nicht wissen, dass ihre nachtodliche Wesensform keinen Magen hat, andere die ihr schwaches Herz bejammern, obwohl sie ein leibliches Herz weder besitzen noch beduerfen... Alle ihre Noete sind wahnentsprungene Selbstquaelereien.
Wenn ein Verkoerperter von solchen Phantomen besessen ist, wird er die gleichen Leiden fuehlen, obwohl, was er zu haben und zu spueren glaubt, nur Einfluss und Widerhall der Wahngedanken von Wesen ist, die Gefangene ihrer Nichterkenntnis sind... Doch wie immer sich solche Wahn- und Fremdgefuehle aeussern, sie sind blosse Gedankengespinste und bleiben Truggebilde, die niemals Wirklichkeit werden.
Fuerchte darum nicht, was in Wahrheit Selbsttaeuschung und unwirklich ist! Nimm es keinen Augenblick als wirklich und wahr, sondern beantworte den Traumtrug mit dem Blick auf die Wirklichkeit. Ersetze Irrtum durch Wahrheit, Schein durch Sein, vertreibe Dunkelheit durch Licht. Die Wirklichkeit allein vernichtet das Unwirkliche. Sie hat die Macht, die Gespinste und Gespenster des Truges und der Taeuschung zu vertreiben. Die Wahrheit erweist Irrtum und Unwahrheit als das, was sie sind: als bestandlos und nichtig, wie das Licht das Nicht-Sein der Dunkelheit.
Darum erwache aus Trug und Traum zur Wirklichkeit, erkenne die wahre Wesenheit und Lichtgestalt des Menschen, der vollkommen und goettlich ist, Selbstoffenbarung goettlichen Seins.
Gott allein ist alles in allen. Er ist der einzige Schoepfer aller Dinge und Bedingungen. Und da Gott weder Unvolkommenes noch Suendiges schafft, sondern nur, was seinem Wesen gemaess ist, gibt es in Wahrheit weder Suender noch Suenden, die Bestrafung erheischen.
Moegen alle Geistwesen im Universum sich auf diese Wahrheit besinnen! Moegen die Lebewesen auf allen Welten diese Wahrheit erkennen und sich von allen Taeuschungen und Irrungen loesen, die allein Quellgrund ihrer Noete sind! Dann werden die Heiligen in den Himmeln die Wahrheit lobpreisen und allen Wesen auf Erden wird das Licht der vollkommenen Wahrheit leuchten, vor dem die Finsternis der Nichterkenntnis und des Leides ins Nicht-Sein zurueckweicht. Die Erdenwelt wird sich dem Himmel einen und voll sein der Glorie Gottes.
MATERIE
Halte nicht die Materie fuer die Wirklichkeit.
Was Du mit den Körpersinnen wahrnimmst, ist nicht der Stoff, aus dem die Dinge bestehen, noch ist es das Leben, noch auch die Wahrheit. Die Materie besitzt weder Bewußtsein noch Empfindungsvermögen, sie hat kein Eigensein aus sich selbst, sondern ist Nicht-sein. Der Geist allein ist es, der der Materie ihre Beschaffenheit und Eigentümlichkeit gibt. Er ist es, der die Materie schafft und regiert. Was er denkt, das ruft er in die Erscheinung.
Auch des Menschen Geist schafft, was er denkt. Denkt er Gesundheit, ruft er sie hervor und erfährt so sein Heilsein. Denkt er an Mangel und Leiden, erscheinen Krankheiten und Übel.
Sie erscheinen gleich den Bildern des Films: Du gewahrst einen Athleten oder einen Schwächling je nachdem, welches Bild Du auf die Leinwand wirfts. Der Film ist durchsichtig und birgt in sich weder den Athleten noch den Schwächling, sondern nur deren Bilder. Was Du von ihnen auf der Leinwand siehst, ist Abbild und Schatten nur von Bildern. Fallen die Bilder weg, siehst Du auf der Leinwand nichts als lauteres Licht...
Erkenne in diesem Gleichnis Dein Leben und blicke nicht auf Abbild und Bild, sondern auf das wirkliche Leben, Dein wahres Sein, das über Schein und Bild erhaben ist.
Du magst äußerlich dem Athleten oder dem Schwächling gleichen und meinen, wie diese unvermeidlich dem Verfall und Tode entgegenzuschreiten, solange Du Deine körperliche Erscheinung für das Wesentliche und Wirkliche und den Körper für Dein wahres Selbst und Sein hälst. Doch Du, der wirkliche Mensch, bist nicht stofflichen Wesens, noch bist Du der Leib; Dein wahres Sein und Leben ist Geist, nicht Materie, wie Gesundheit gesitiger Art und nicht stofflich bedingt ist. Hinter der Materie, jenseits der Leibesform lebt das wahre Wesen: das göttliche Selbst,
... to be continued ...